Gesagt getan, nach mehreren Telefonaten
mit dem Händler in Berlin, haben wir uns ein Kurzzeitkennzeichen bei
unserer örtlichen Zulassungsstelle besorgt. Irgendwann im letzten
Jahr hatte man in der Straßenverkehrsordnung ja festgelegt, dass man
Kurzzeitkennzeichen nur noch am Wohnort beziehen kann, wenn man einen
festen Wohnsitz in Deutschland hat. Eine, wie wir finden, nicht
gerade faire Lösung wenn man ein Fahrzeug weit weg vom Wohnort
ansehen und kaufen will. Vor allem wenn man bedenkt, dass nicht in
Deutschland gemeldete Personen nach wie vor mit einer elektronischen
Versicherungsbestätigung und ihrem Reisepass in ganz Deutschland
ihre Überführungskennzeichen kaufen können.
Wir machten uns also recht früh am Tag
auf den Weg nach Berlin – immerhin reichliche 400 Kilometer. Da wir
damit gerechnet haben, die Überführungsfahrt nicht am gleichen Tag
zeitlich zu schaffen, hatten wir vorsorglich Bettzeug und
Kaffeegeschirr im Kofferraum unseres PKW,s verstaut.
Gegen Mittag kamen wir dann in Berlin
an, dank Navigationsgerät haben wir den etwas versteckt zwischen
einem Wohngebiet mit sehr engen Straßen und an einer Bahnlinie
liegenden Platz des Händlers gefunden und konnten einen ersten Blick
auf unser „Traummobil“ werfen.
das Bild entstand zuhause nach Fixierung der Bruchstücke der Scheiben |
Was uns der Händler bei mehreren
Telefonaten verschwiegen hatte, waren zwei eingeschlagene Fenster auf
der Beifahrerseite, die notdürftig mit Paketklebeband gesichert
waren.
Meine erste Reaktion war nicht wirklich
druckreif. „Sch*** - das war es - somit ist der Bremer auch
gestorben!“ Ich wollte schon auf dem Absatz kehrt machen und mich
ziemlich angesäuert wieder ins Auto setzen und heim fahren. Der Herr
des Hauses wollte sich das Fahrzeug aber doch näher ansehen.
Nun wir besichtigten das Fahrzeug von
allen Seiten und die eifrigen Verkäufer erklärten uns, dass der
Schaden an den Scheiben bei ungeschickten Hantieren mit dem
Rasentrimmer entstanden seien.
Die Besichtigung brachte zu Tage, dass
der Alkoven wirklich kein Briefkastenschlitz war, sondern ein sehr
komfortables Bett mit den Maßen von knapp 1,90 auf 2,00 Meter mit
einer Höhe von 0,80 Meter Höhe!!! (Standardhöhen von Alkoven
liegen bei 0,55 – 0,60 Meter) ist. Die darunterliegende Sitzgruppe
wirkte auf den Fotos in Internet viel größer, als sie tatsächlich
war, aber würde sogar für vier Personen zum bequemen sitzen
ausreichen. Die gesamte Innenausstattung wirkte zwar eisig kalt (bei
minus zwei Grad und kaputten Fenstern nicht verwunderlich) aber
trotzdem freundlich und gemütlich. Die sogenannte Nasszelle –
erwies sich als fast geräumiges Bad. Anders als in vielen anderen
vergleichbar großen Fahrzeugen ein festes Waschbecken und eine
freistehende Campingtoilette mit Platz um sich sogar darin bewegen zu
können, auch wenn man nicht zur Hungerhakenfraktion gehört. Allerdings fehlte die Leiter um in den Alkoven zu kommen - dazu aber später mehr.
Blick ins Schlafzimmer und ins "Wohnzimmer" |
Gasherd, - Heizung und sogar
Warmwasserboiler vorhanden und laut der letzten Gasprüfung, die noch
bei April 2014 gültig ist, funktionsfähig. Allerdings ohne
Gasflasche... was unseren Plan auf der Rückfahrt im Wohnmobil die
erste Nacht zu verbringen schon stark in Frage stellte.
Ein weiteres Plus stellten in der
Tatsache fest, dass hinter dem Hochschrank, in dem der Kühlschrank
verbaut ist, über dem Frischwassertank ein schon fast perfektes
„Katzenzimmer“ vorhanden wäre. Derzeit eigentlich als
Ablagefläche mit Kleiderstange genutzt – aber mit wenig Aufwand
für unsere Zwecke um zu rüsten.
Der optische Gesamtzustand des
Fahrzeuges (von den kaputten Fenstern angesehen) wurde von uns mit
„ausreichend bis befriedigend“ beurteilt.
Der Herr des Hauses machte sich nun an
die Inspektion der technischen Einzelheiten:
- Unterboden ohne erkennbare Schwachstellen
- Bereifung in einem sehr guten Zustand (reichlich Profil, keine Risse) – aber keine M+S-Kennzeichnung :-(
- Motorraum keine ersichtlichen Ölverluste und versteckte Basteleien
- Separate Batterie für den Wohnaufbau – Fehlanzeige
- sonstige Roststellen am Fahrzeug überschaubar – beziehungsweise bereits geschweißt.
- Scheinwerfer zumindest von den Reflektoren her in gutem Zustand
- massiver Fahrradträger am Heck, in den Papieren eingetragen und zumindest für zwei Standardfahrräder ausreichend
Nun war guter Rat teuer – und wir
hielten erst mal Kriegsrat.
Die weitere Entwicklung – ist im
nächsten Beitrag zu lesen.